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Freitag, 28. März 2014
09:30 – 11:00 Gesundheitsmanagement – Public Health Strategien
Notfallmedizin - Herausforderungen an das Gesundheitsmanagement
Dr. Silvia Türk, Leiterin der Abteilung für Qualität im Gesundheitssystem, Bundesministerium für Gesundheit
Im Bereich der Notfallmedizin ist die Kompetenz des Bundesministeriums für Gesundheit v.a. im Bereich von Strukturqualität, Prozessqualität und der Ergebnisqualität im Rahmen der Gesetze gegeben. Die Herausforderung besteht jedoch die Notfallmedizin sektorenübergreifend abzubilden und die Anforderungen zwischen präklinischen und klinischen Bereich sowie an den Schnittstellen zwischen den beiden Bereichen zu definieren. Im Sinne der Patientensicherheit sollte nachvollziehbare und auch messbare Ergebnisqualität möglich sein. Die Herausforderung besteht Trends zu erkennen und Veränderungen einzuleiten.
Krankenanstalten an der Schnittstelle zur prähospitalen Notfallmedizin. Herausforderungen und Visionen
Mag. Stefan Deflorian, Geschäftsführer der TILAK – Tiroler Landeskrankenanstalten GmbH
Die prähospitale Notfallmedizin und die Notaufnahme in Krankenanstalten sind in der Versorgung von NotfallpatientInnen nur auf den ersten Blick siamesische Zwillinge, die untrennbar miteinander verbunden und aufeinander angewiesen sind. Der eine kann ohne den anderen nicht – ein reibungsloses Funktionieren der Rettungskette wird daher allgemein erwartet. Die Effektivität der Versorgung kann aber bei Auftreten von Problemen an der Schnittstelle zwischen intramuralen und extramuralen Versorgern Beeinträchtigungen erfahren. Der Vortrag soll Ansätze zur Lösung bestehender Herausforderungen aufzeigen.
Public Health und Strategien in der Notfallmedizin
Dr. med. Artur Wechselberger, Präsident der Ärztekammer für Tirol, Präsident der Österreichischen Ärztekammer
Public Health entwickelt Strategien zu Gesundheitsförderung, Verhinderung von Erkrankungen und Verletzungen sowie zur Krankheitsbekämpfung. Strategische Planung ist auch eine Domäne der Notfallmedizin – vom Notfallmanagement bei Großereignissen bis zum Katastropheneinsatz, von Einsatzplänen zum Ausgleich geografischer Ungleichheiten bis zur notwendigen Ressourcenbereitstellung. Von der Organisation multiprofessioneller, sektorenübergreifender Zusammenarbeit bis zur Qualifizierung von Professionals und Laien reicht der präventive Ansatz. Evidenzbasierung und Effektivität bestimmen die Methoden.
Herausforderungen der Notfallmedizin & Sozialversicherung
Dir. Dr. Arno Melitopulos, Direktor der Tiroler Gebietskrankenkasse
Auf Basis der rechtlichen Rahmenbedingungen und der aktuellen Ausgangslage soll die Rolle der Sozialversicherung im Themenfeld Notfallmedizin beleuchtet werden. Anhand aktueller Lösungsansätze in Tirol im Bereich des Rettungswesens und der Hubschrauberrettung wird der Auftrag der gesetzlichen Krankenversicherung näher erläutert. Abschließend zeigt ein kurzer Streifzug durch die aktuelle Gesundheitsreform, inwiefern das Thema Notfallmedizin dort verankert ist.
11:30 – 13:00 Risikomanagement
Möglichkeiten und Grenzen des Risikomanagements in der Präklinik (ELZ / Rettungsdienst)
Dr. Stefan Müller, Notarzt SGNOR, Leitender Notarzt CEFOCA-SFG, Chefarzt Schutz & Rettung Zürich
RM ist fester Bestandteil jeder Rettungsorganisation. Sei dies einer Einsatzleitzentrale (ELZ) oder beim Rettungsdienst (RD) selber. Das RM selber befasst sich – je nach Definition – im Wesentlichen mit dem Voraussehen und Erkennen, dem Analysieren und Bewerten sowie dem Kontrollieren von potenziellen Risikofaktoren. In der ELZ sind das entsprechend auf die Disposition fokussierte Risiken wie z.B. der Ausfall von entsprechenden (IT-)Systemen, während dem beim RD selber der Fokus eher auf der Medizin liegt (z.B. Vermeidung von Medikamentenverwechslungen). Entsprechend den verschieden gelagerten Risiken bestehen verschiedene Strategien: in der ELZ sind dies z.B. verschiedenste Redundanzen während es im RD eher „Werkzeuge“ sind wie CIRS oder Feedback-Mechanismen.
CIRS – löst oder schafft es Probleme?
Dr. Christian Hohenstein, FESEM, Leiter Zentrale Notfallaufnahme, Universitätsklinikum Jena
Critical Incident Reporting hat sich im Rahmen der Fehlerkultur etabliert und ist heutzutage ein fester Bestandteil im Risikomanagement. Hier erfüllt es vor allem die Funktion der Risikoidentifikation. Insbesondere unbekannte Systemfehler können auffallen. Die Schwäche ist, dass in der reinen Sammlung von Zwischenfällen die Patientensicherheit nicht erhöht wird. Hierfür sind weitere wichtige und teilweise sehr aufwändige Schritte notwendig. Das Portal CIRS-Notfallmedizin hat wie viele andere CIR-Systeme eine Fülle von Systemfehlern aufgedeckt. Diese gilt es nun, im Risikomanagement einzupflegen.
Risikomanagement in der Luftrettung
Dr. Joachim Koppenberg, Chefarzt der Abteilung für Anästhesiologie, Ospidal, Gesundheitszentrum Unterengadin
Die Luftrettung hat per se eine hohe intrinsische Affinität zum Risikomanagement (RM). Einerseits historisch bedingt auf der fliegerischen, andererseits auch sehr früh auf der medizinischen Seite. Der Vortrag zeigt die Grundlagen und Verknüpfungen dieser beiden Komponenten auf, welche zu einem grundsätzlich hohem Risikobewusstsein in der Luftrettung führen. Es werden die wichtigsten RM-Instrumente dargestellt.
Fehler und Sicherheitskultur in Notaufnahmen
Dr. Thomas Michalski, Oberarzt, Leiter der Zentralen Notaufnahme Salzburg
Grundsätzlich birgt die Notaufnahme als Schnittstelle ein hohes Maß an Behandlungsrisiko, da ein hohes Patientenaufkommen in kurzer Zeit gesichtet und behandelt werden muss. Gleichzeitig kann nicht bei unkritischen Patienten die gesamte Palette der medizinisch/diagnostischen Möglichkeiten eines Krankenhauses zur Verfügung gestellt werden. Die Salzburger Landeskliniken bieten verschiedene eigene Möglichkeiten als Fehler- und Rückmeldesystem an. Einmal für den Patienten selbst als anonyme postalische Möglichkeit im Bereich der Notaufnahme oder im Rahmen der Beschwerdestelle der Stabsstelle für Riskmanagement. Innerklinisch besteht für Mitarbeiter noch anonym über ein CIRS (Critical Incident Reporting System) die Möglichkeit besondere Ereignisse bzw. Problemstellungen zu melden. Aus diesen Gründen ist es zweckmäßig, gerade im Bereich der Notfallaufnahme, aber natürlich auch in anderen Krankenhausbereichen, verbindliche Richtlinien vorzugeben. Durch die Komplexität einer Notaufnahme und die unzähligen Variablen bleibt der Umgang mit Fehlern eine Herausforderung.
14:30 – 16:00 Crew Ressource Management
Human Factor Training in der Leitstelle Tirol
Ing. Gernot Vergeiner, Geschäftsführer Leitstelle Tirol GmbH, Innsbruck
Die Leitstellenlandschaft in Tirol hat sich in den vergangenen 15 Jahren dramatisch verändert. Ausgehend von 17 Notrufannehmenden Stellen Mitte der 90er Jahre für den Rettungsnotruf und der dezentralen Annahme des Feuerwehrnotrufes in annähernd gleich vielen Polizeidienststellen wurde diese Vielfalt nun in einer großen integrierten Leitstelle zusammengefasst. Dieser enorme Veränderungsprozess und die daraus resultierenden Ansprüche der Stakeholder stellen eine große Herausforderung für die MitarbeiterInnen der Leitstelle Tirol dar. Das Hauptaugenmerk der letzten Jahre lag auf der technischen und organisatorischen Entwicklung der Leitstelle und zu wenig auf der Entwicklung des Arbeitsumfeldes und der Mitarbeiter selbst. Durch Wissens- und Methodentransfer aus anderen Industriebereichen insbesondere der Luftfahrt wird eine neue Generation an Leitstellenmitarbeitern aufgebaut.
Crisis Resource Management – ein wichtiges Konzept für mehr Patientensicherheit
Dr. Marcus Rall, Notarzt und Experte für Patientensicherheit, InPASS Institut, Klinik für Anästhesie Kreiskliniken Reutlingen
Fehler in der Medizin führen zu erheblichen Patientenschäden. Bis zu 70% aller Zwischenfälle haben ihre Ursachen nicht in mangelndem Fachwissen, sondern im Bereich der Human Factors (HF). Hierzu zählen insbesondere Entscheidungsfindung, Teamwork, Situationsaufmerksamkeit und Kommunikation. CRM ist ein inzwischen auch klinisch bewährtes effektives Tool um die Folgen von HF-bedingten Fehlern zu reduzieren. Damit CRM erfolgreich umgesetzt werden kann, muss es im Team erlernt und trainiert werden – idealerweise durch Simulationstrainings mit CRM-geschulten Instruktoren.
Teams im HEMS Bereich funktionieren anders!
Walter Schneibel, Pilot, EHAC ACRM Trainer, REGA Zürich
CRM kann interdisziplinär mit allen Prozesspartnern im prähospitalen Notfallprozess gelebt werden. Diese Anwendung der nicht-technischen Fähigkeiten hebt die Motivation jedoch nur teilweise. Auch innerbetrieblich sollte trainiert werden. Oder gibt es Gründe, dass Chefs mit ihren Mitarbeitenden anders kommunizieren als letztere in der interdisziplinären Zusammenarbeit? Könnte diese vertikale CRM-Ebene nicht auch zu einer besseren innerbetrieblichen Qualität und Zufriedenheit führen? Denken Sie darüber nach vergessen Sie nicht, dabei auch ab und zu in den Spiegel zu schauen.
Ärztliche Qualifikation in der Notaufnahme – wo geht´s lang?
Prof. Dr. André Gries, Ärztlicher Leiter Zentrale Notaufnahme, Universitätsklinikum Leipzig
Mit Einführung Zentraler Notaufnahmen wurde der notfallmedizinischen Entwicklung und dem medizinischen Versorgungsanspruch der Bevölkerung auch in Deutschland in den letzten Jahren Rechnung getragen. Neben Lösungsvorschlägen zu Struktur und Organisation besteht heute auch weitestgehend Konsens, die notwendige ärztliche Qualifikation zu definieren und entsprechende Ausbildungskonzepte zu etablieren. Verschiedene Vorschläge sind diskutiert worden. Im Rahmen der Novellierung der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer zeichnet sich die Einführung einer 2-jährigen Zusatzweiterbildung Interdisziplinäre Notaufnahme ab.
16:30 – 18:00 Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
„Von Leitstelle allein gelassen“ – Medieneinfluss auf Gesundheitssysteme
Mag. Barbara Mayr, Leiterin Ausbildung, Leitstelle Tirol GmbH
Nicht nur der individuelle, sondern auch der politische, wirtschaftliche und soziale Umgang mit Gesundheit und Krankheit im prähospitalen, hospitalen sowie posthospitalen und allgemein im gesellschaftlichen Umfeld steht unter direkter Beeinflussung von Medien. Der Vortrag beleuchtet Aspekte der Mediennutzung und Medienwirkung auf alle an der Rettungskette beteiligten Personengruppen und den damit verbundenen emotionalen, kognitiven und behavioralen Prozessen.
Öffentlichkeitsarbeit des ÄLRD Tirol
Dr. Adolf Schinnerl, ÄLRD des Landes Tirol
Medienarbeit ist wichtig, um die Arbeit des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst in Tirol in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Eine Arbeitsleistung ohne Medienpräsenz wird vielfach nicht wahrgenommen. Jedoch kann in einer Phase, in der Negativschlagzeilen über Probleme im Rettungsdienst und in der Leitstelle dominieren, eine zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit sinnvoll sein. Ziel des ÄLRD des Landes Tirol ist, sich in Streitfragen mit konsekutiven Negativschlagzeilen nicht öffentlich zu Wort zu melden, sehr wohl jedoch zu versuchen, auf lange Sicht eine Trendwende zur Positiv-Berichterstattung über die internen Belange des Rettungsdienstbereiches vorzubereiten.
Flugrettung und Kommunikation
Ralph Schüller, Sprecher der ÖAMTC-Flugrettung, Wien
In erster Linie soll die Kommunikationsarbeit der ÖAMTC-Flugrettung Außenstehenden ein realistisches Bild des Systems vermitteln. Das Spektrum bewegt sich dabei von der Bewusstseinsbildung hinsichtlich des Zwecks eines Notarzthubschrauber-Einsatzes über die Kostenfrage bis hin zu strukturellen und organisatorischen Themen. Selbstverständlich dürfen in der Medienarbeit Berichte über geflogene Rettungseinsätze der einzelnen Stützpunkte nicht fehlen. Ein weiteres Ziel ist, jene Menschen, die Flugrettung als ein außergewöhnliches und elitäres Rettungssystem betrachten, über das realitätsbezogene Wirken und die Grenzen der Einsatzmöglichkeiten zu informieren.
„SOLLEN WIR DENEN WAS SAGEN?“ Wenn die Medien anrufen.
Mag. Johannes Schwamberger, Abteilung PR und Kommunikation, Tiroler Landeskrankenanstalten GmbH
Am Unfallort: Der Einsatz hat noch kaum begonnen, da rufen schon die ersten Journalisten an, treffen die ersten Fotografen ein. „Was sollen wir sagen? Sollen wir überhaupt was sagen? Dürfen wir was sagen?“ …und… „Wer redet mit denen, ich sicher nicht!“ Das sind die typischen Reaktionen, die meist auf Anfragen der Presse folgen. Den Gedankengang, den dieses Verhalten bei den Journalisten reflexartig auslöst: „Da stimmt was nicht, die haben was zu verbergen! Ich komme schon zu meinen Informationen!“ Wie man grundlegende Fehler im Umgang mit den Medien vermeiden kann.