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Samstag, 11. April 2015
09:00 – 10:30 Nahtstellenmanagement: Zusammenarbeit RD, LT, Notaufnahmen
Die „Rückmeldezahl“ als Basis von QM in Bayern
Univ. Prof. Dr. Peter Sefrin, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte, Andreas Estermeier, Abteilungsleiter Rettungsdienst, Bayrisches Rotes Kreuz, Landesgeschäftsstelle
Grundidee einer Prozessfeedbackanalyse war die sog. Rückmeldezahl (RMZ), welche auf Basis eines Nummerncodes einen Abgleich zwischen der Leitstelle und den Erkenntnissen am Notfallort herstellte. 2004 wurde hierzu in Rosenheim und Würzburg ein Pilotversuch zur Erprobung durchgeführt. Dadurch konnten neben quantitativen Parametern vor allem die Leistungen der Disposition und die Leistungen vor Ort bewertet werden. Die Intensität der Schädigung war in 5 Schweregrade unterteilt. Es wurden 5.200 Einsätze ausgewertet, wobei eine Übereinstimmung zwischen Beurteilung des Disponenten aufgrund der Notfallmeldung und der Situation vor Ort in ca. 80 % der Fälle vorlag. Allerdings war die Übereinstimmung in Abhängigkeit vom jeweiligen zugrunde liegenden Zustandsbild different. Vorteile der RMZ sind das persönliche QM der Disponenten, der obligate Einsatzrückblick beim RD-Personal sowie Erkenntnisse zur Einsatz- und Fortbildungsplanung. Durch die nun vorhandenen technischen Möglichkeiten soll diese Idee auf die elektronische Dokumentation übertragen werden und durch die Verschneidung von Leitstellen- und Rettungsdienstdaten zunächst die Frage nach der Treffsicherheit der Meldebilderarbeitung sowie der sachgerechten Zuordnung der Rettungsmittel beantwortet werden.
Projekte zur Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Leitstelle Tirol und ihren Systempartnern
Daniel Wegscheider, Teamleiter Notfallrettung, Leitstelle Tirol
Die Leitstelle Tirol GmbH hat im Jahr 2014 ca. 162.000 Krankentransporte und in etwa 117.000 Notfallrettungseinsätze für den Rettungsdienst Tirol alarmiert. Damit die Vielzahl an Einsätzen, im speziellen in der Wintersaison friktionsfrei abgearbeitet werden kann, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern der Leitstelle Tirol und dem Rettungspersonal erforderlich. Neben dem persönlichem Zusammenspiel greift man natürlich auch auf technische Unterstützungen zurück und erarbeitet in Projekten Möglichkeiten, die den Arbeitsablauf vereinfachen und die Arbeitslast reduzieren.
Notfallmedizinische Kennzahlen, Qualitätsindikatoren und Zielerreichungsgrade
Univ. Doz. Dr. Michael Baubin, MSc, FERC, QM-Beauftragter RD Tirol, Bereichsoberarzt Notfallmedizin, Medizinische Universität Innsbruck
Mit Kennzahlen kann der notfallmedizinische Versorgungsprozess auf Basis einsatzlogistischer Intervalle graphisch abgebildet werden. Qualitätsindikatoren dienen zur ergebnisorientierten Bewertung notfallmedizinischer Leistungen. Festgelegte Zielerreichungsgrade ergänzen die Darstellung der Qualitätsindikatoren. Im Vortrag werden für den Rettungsdienst wichtige Kennzahlen am Beispiel der Tracerdiagnosen (Polytrauma, Schlaganfall, Akutes Koronarsyndrom, Kardiopulmonale Reanimation) vorgestellt und entsprechende Qualitätsindikatoren sowie Zielerreichungsgrade diskutiert. Daraus können neue Maßnahmen abgeleitet werden. Zukünftig sollen regelmäßige Benchmarkreports an die Stützpunkte übermittelt werden.
Praktische Beispiele zur Prozessoptimierung Nahtstelle Notaufnahme
Dr. Michael Bayeff-Filloff, Chefarzt Zentrale Notaufnahme Rosenheim, Landesbeauftragter ÄLRD Bayern
Steigende Rettungsdienstzahlen - Immer mehr kassenärztliche Notdienstpatienten finden den Weg als Selbsteinweiser in die Notaufnahmen. Der Flaschenhals Notaufnahme zu den stationären Betten wird andererseits immer größer – die Verweildauer in den Notaufnahmen steigt an. Verliert dadurch der eigentliche Versorgungsauftrag der Notaufnahmen in der Diagnostik und Behandlung Schwererkrankter und Schwerverletzter an Qualität? Es soll die Frage diskutiert werden ob und wenn ja, an welchen Stellschrauben Prozesse der Notaufnahmen beeinflusst werden können.
11:00 – 12:30 Notfallmedizinische Ansätze im Rettungsdienst
Ist der Larynxtubus das ideale Atemwegsmanagementgerät für Rettungsfachpersonal?
Priv. Doz. Dr. Peter Paal, MBA, EDAIC, EDIC, Anästhesist, Notarzt, Flug- und Bergrettungarzt, Innsbruck
Der Larynxtubus (LT) hat in den letzten Jahren breite Anwendung in der prähospitalen Notfallmedizin gefunden. Studien zeigen aber, dass der Einsatz des LT nicht unkritisch ist. Zum Beispiel war der mittlere Cuffdruck 100 cmH2O statt der empfohlenen 40-60 cmH2O (1). Dies führt z.B. zu Komplikationen wie Schleimhaut- und Nervenschäden und lebensbedrohlicher Zungenschwellung in 39% (1). Bei drei Patienten kam es im Rahmen der Umintubation zu einer cannot ventilate, cannot intubate Situation, eine Koniotomie war notwendig. Folgende Manöver erhöhen die Sicherheit der LT Anwendung: Vorsichtiges Atemwegmanagement mit LT, kontinuierliche Cuffdruckmessung, Wechsel von LT auf Endotrachealtubus frühzeitig unter Antizipierung von Komplikationen und mit ausreichend personellen und materiellen Ressourcen, LT mit Magenabsaugung verwenden, LT in der Klinik verwenden damit die Anwendung im Notfall gut funktioniert.
Die Notfallintubation durch Rettungsfachpersonal. Was ist erlernbar und was ist in der Praxis notwendig?
Dr. Andreas Flemming, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Hannover
Die endotracheale Intubation stellt in der Notfallmedizin einen wichtigen Baustein in der Atemwegssicherung dar. Auch dem Notfallsanitäter sollte im Rahmen seiner Tätigkeitsdefinition und Ausbildung zukünftig ermöglicht werden, im Notfall situationsabhängig beim tief bewusstlosen Patienten zu laryngoskopieren und hierbei ggf. Fremdkörper und Flüssigkeiten unter Sicht zu entfernen, sowie bei eindeutiger Sicht auch endotracheal zu intubieren. Eine selbstständige „Intubationskompetenz“, im Sinne der Empfehlung der DGAI, scheint jedoch für diese Berufsgruppe zurzeit nicht flächendeckend und verlässlich darstellbar.
Analgesie im Schweizer Rettungsdienst. Patienten wünschen sich eine frühzeitige und gute Schmerztherapie
Beat Hugentobler-Campell, Betriebsleiter Rettung Chur, Kantonsspital Graubünden
Focusgruppen von Betroffenen haben gezeigt, dass eine gute Schmerztherapie einen wesentlichen Anteil der Patientenzufriedenheit im Rettungsdienst ausmacht. Die systematische Schmerzerfassung und Schmerztherapie zählt in der Schweiz zu den Grundkompetenzen des Dipl. Rettungssanitäter HF. Anhand der Rettung Chur, Kantonsspital Graubünden, wird aufgezeigt, wie der Qualitätsstandard „Analgesie“ sicher und adäquat umgesetzt wird. Grundlage dazu bildet ein schriftliches Schmerzkonzept, welches im Sinne des PDCA-Kreislaufs überprüft und gepflegt werden muss. Eine extern durchgeführte Patientenzufriedenheitsmessung der Rettung Chur im Benchmark mit 17 weiteren CH-Rettungsdiensten hat aufgezeigt: Betroffene Schmerzpatienten waren überdurchschnittlich zufrieden.
Immobilisation bei Beckenverletzung – lassen sich Schock und Schmerz beherrschen?
Priv. Doz. Dr. Dietmar Krappinger, PhD, Klinik für Unfallchirurgie Innsbruck
Der hämorrhagische Schock ist die häufigste Todesursache nach schweren Beckentraumata. Die Anlage eines Beckengurts stellt eine etablierte Maßnahme im präklinischen Notfallmanagement dar. Im Rahmen des Vortrages wird erörtert, inwieweit ein Beckengurt einen positiven therapeutischen Effekt auf das Blutungsgeschehen und die Schmerzsymptomatik des Patienten haben kann. Dazu werden relevante Grundlagen zum Beckentrauma erläutert und diese Kenntnisse in weiterer Folge zur Entwicklung eines präklinischen Behandlungsalgorithmus umgesetzt. Dies ist insbesondere von Bedeutung, da der einzelne Notarzt aufgrund der geringen Inzidenz dieser Verletzungen in der Regel nur über einen geringen persönlichen Erfahrungsschatz verfügt.
14:00 – 15:30 Stiefkinder im Rettungsdienst
Hoher Blutdruck, Problem für Patient oder Sanitäter?
Dr. Thomas Fluckinger, Chefarzt Rotes Kreuz Tirol, Medizinischer Leiter der Rotes Kreuz Tirol gemeinnützige Rettungsdienst GmbH
Ist die Hypertonie im präklinischen Rettungsdienst immer zu behandeln? Stellt sie immer eine Notarztindikation dar? Ist das in jedem Alter gleich? Nicht selten sind Nachforderungen des Notarztes im Rettungsdienst bei hohem Blutdruck des Patienten. Die Hypertonie stellt ohne begleitende Organsymptome wie Herzbeschwerden oder Atemnot nur selten einen akuten Notfall im Sinn einer hypertensiven Krise dar. Das führende Beschwerdebild sind in aller Regel die organspezifischen Symptome und genau nach diesen richtet sich auch die antihypertensive Therapie im Notfallsetting.
Kohlenmonoxid: Unterschätzte Gefahr für die Einsatzkräfte
Jens Bliemeister, Lehrrettungsassistent, Arbeiter-Samariter-Bund, Aus- und Weiterbildungszentrum Mainz
Ist Kohlenmonoxid auch heute noch eine unterschätzte und häufig unentdeckte Gefahr für die Einsatzkräfte? Egal ob bei Einsätzen in chemischen Betrieben, in Tiefgaragen, in einer Shisha-Bar oder in "normalen" Patientenwohnungen - allen ist eins gemeinsam: Selbst mit wachen Sinnen kann man das geruch-, geschmack- und farblose Kohlenmonoxid - kurz CO - nicht wahrnehmen. Schon geringe Konzentrationen genügen um beim Menschen Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Neben den physiologischen und pathophysiologischen Grundlagen der Intoxikation soll der Vortrag an Hand ausgewählter Einsatz-Beispiele einsatztaktische Grundlagen und den Einsatz von CO-Warngeräten diskutieren.
Sofort-Dekontamination von Personen nach CBRN-Ereignissen (ÖNORM D 2305)
Christian Gärtner, Kommandant RK Sondereinheit Patientendekontamination, Dienststellenleiter RK Forschungszentrum Seibersdorf
Einsatzkräfte müssen damit rechnen, mit kontaminierten Personen in Kontakt zu kommen. Obwohl es in Österreich mehrere spezialisierte Einheiten gibt, die für den Umgang mit kontaminierten Personen ausgerüstet und trainiert sind, kann und wird es Situationen geben, in denen diese Spezialkräfte nicht zur Verfügung stehen. Die ÖNORM D 2305 gibt Leitlinien für Erstmaßnahmen zur Versorgung von Personen, die von den ersteintreffenden Einsatzkräften am Ort eines CBRN-Ereignisses unmittelbar durchgeführt werden können. Dieser Vortrag gibt einen Einblick in die Norm und beleuchtet die Anwendung der darin beschriebenen Maßnahmen im Einsatzalltag.
Antidota – was brauchen wir wirklich?
Dr. Adolf Schinnerl, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst des Landes Tirol
Laut Vertrag des Landes Tirols mit dem Rettungsdienstbetreiber sind in der Ausstattung der Notarzt-Einsatzfahrzeuge durch Nennung in der Medikamentenliste „Substanzen zur Verminderung oder Aufhebung der Wirkung von Giften“ vorgesehen. Es ist die Aufgabe des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst des Landes Tirol, die Ausstattung der Rettungsdienstfahrzeuge zu evaluieren und bei Bedarf Empfehlungen zur Änderung zu geben. Bereits im Juli 2012 wurde das Antidotarium durch den ÄLRD und die Arbeitsgruppe Qualitätssicherung evaluiert und bestimmte Medikamente aus der Medikamentenliste gestrichen.