phRobi

Entwicklung und Herausgabe des Benchmarkberichts 1. Halbjahr 2015

Aufbauend auf den Kennzahlenbericht von 2014 wurde 2015 über die NEF-Einsatzdaten des 1. Halbjahres in enger Kooperation mit der Leitstelle Tirol erstmalig ein Benchmarkbericht erstellt und an alle NEF-Stützpunkte Tirols in anonymisierter Form versendet.
Im ersten Teil des Benchmarkberichtes finden sich Kennzahlen aus Intervalldaten, die vorwiegend und automatisiert aus Status-Meldungen in der Leitstelle entstehen. Dazu gehören die Intervalle „Ausrückzeit, Versorgungszeit und „Golden Hour“. Die im zweiten Teil angeführten medizinischen Kennzahlen/Qualitätsindikatoren stammen aus den NACA-X Datenbanken. Aus den notfallmedizinischen Tracerdiagnosen ACS (Akutes Koronarsyndrom), Stroke (Schlaganfall) und CPR (Kardiopulmonale Reanimation) wurde jeweils mindestens eine relevante Kennzahl dargestellt. Wo sinnvoll, wurden die Qualitätsindikatoren mit Zielerreichungsgraden versehen. So wurde z.B. der Zielerreichungsgrad für die ACS-Onset-Dokumentation mit 80% festgelegt; für die Durchführung eines 12-Kanal-EKGs zur detaillierten Diagnostik eines ACS, die Durchführung der Kapnographie bei endotrachealer Intubation und die Verwendung von Schmerzmedikation bei starken Schmerzen mit 90%.
In jeder Graphik wurde der einzelne Notarztstützpunkt im anonymisierten Vergleich zu den anderen Tiroler NEF-Stützpunkten ausgewertet.

„Golden Hour Intervall beim Akuten Koronarsyndrom“, Beispiel NEF-Innsbruck

Abb. 1: Median „Golden Hour Intervall ACS“ (NEF Innsbruck)
Abb. 2: 90er-Percentil „Golden Hour Intervall ACS (NEF Innsbruck)

Diese Gegenüberstellung zeigt auf, dass der Rettungs- und Notarztdienst bei Patienten mit Akutem Koronarsyndrom (V.a. Herzinfarkt) von Alarmauslösung bis Eintreffen des Patienten in der Klinik in Innsbruck in 50% länger als 38 Minuten, in 10% länger als 49 Minuten benötigt und damit - strukturbedingt – in 90% unter 60 Minuten liegt – ein gutes Ergebnis.

„Intervall Versorgungszeit Tracerdiagnose Stroke“, Beispiel NEF-Kufstein

Abb. 3: 90er-Percentil „Intervall Versorgungszeit Tracerdiagnose Stroke“, Beispiel NEF-Kufstein

In 90% dauert die notärztliche Versorgung des Schlaganfallpatienten vor Ort in der gemischt städtischen und ländlichen Region Kufstein bis zu 26 Minuten; ein sicher gutes Ergebnis.

Medizinischer Qualitätsindikator „Anteil Anlage eines 12-Kanal-EKGs bei dokumentiertem akutem Koronarsyndrom“, Beispiel NEF-Kramsach

Abb. 4: „12-Kanal-EKG bei dokumentiertem akutem Koronarsyndrom“, (NEF-Kramsach)

Der Zielerreichungsgrad (90%) wurde am NEF-Kramsach mit 95% mehr als erfüllt.

Medizinischer Qualitätsindikator „Anteil durchgeführte und dokumentierte Kapnometrie bei durchgeführter Intubation“ am Beispiel NEF-Kufstein

Abb. 5: „Kapnometrie bei durchgeführter Intubation“, (NEF-Kufstein)

Der bei diesem Indikator bewusst sehr hoch angesetzte Zielerreichungsgrad (90%) wurde mit 84% bereits nahezu erreicht; ein sehr gutes Ergebnis.

Zusammenfassende Bewertung und Ausblick

Dieser erste Halbjahres-Bericht über Intervall-Kennzahlen und medizinische Qualitätsindikatoren an den NEF-Systemen in Tirol zeigt in einigen Kriterien ein sehr hohes Niveau der notfallmedizinischen Versorgung auf. Durch die Kooperation mit der Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg (SQR-BW) auf der einen Seite und der Teilnahme des NEF-Stützpunktes Innsbruck am Deutschen Reanimationsregister (GRR) auf der anderen Seite stehen ausreichende und große Datenregister zum Vergleich und zur Festlegung von Zielerreichungsgraden zur Verfügung. In manchen einsatztaktischen und medizinischen Themenbereichen, wie Ausrückzeit, Status 4 Compliance, Golden Hour-Intervall, Onset-Dokumentation, der Verwendung der Kapnographie oder der Schmerztherapie besteht auch in Tirol noch Optimierungspotential. Ziel derartiger Berichte ist es, anhand von aussagekräftigen Auswertungen auf Basis einer breiten Datengrundlage Verbesserungspotenziale zu erkennen und so den Beteiligten am Rettungsdienst gezielte Hinweise für Verbesserungsmaßnahmen geben zu können.

Der nächste Benchmarkbericht über 6 Monate ist im Jahr 2016 geplant. Inwiefern die einheitliche EDV-Dokumentation über den Car-PC hilfreich sein wird, liegt an der Technologie und der auch damit zusammenhängenden Dokumentationsqualität.